Schweiz
Schule - Bildung

Rassismus bei Polizeischülern im Kanton Graubünden: Die Hintergründe

Rassismusvorwürfe gegen Bündner Polizeischüler: Deshalb setzen sie ihre Ausbildung fort

08.12.2025, 18:30

Die zwei nach Rassismusvorwürfen freigestellten Polizeischüler aus dem Kanton Graubünden werden weiterbeschäftigt und dürfen ihre Ausbildung an einer anderen Schule fortsetzen. Beide Aspiranten hätten kein rassistisches Gedankengut, sagte der zuständige Regierungsrat am Montag im Grossen Rat in Chur.

Die beiden Bündner Schüler waren zusammen mit drei weiteren Aspiranten am 1. Oktober in die Ostschweizer Polizeischule eingetreten. Kurze Zeit später äusserten sich die Männer auf dem Schulgelände offenbar rassistisch und sexistisch. Durch die Aussagen seien Personengruppen diffamiert und diskriminiert worden, erklärte Marcus Kradolfer, Direktor der Polizeischule Ostschweiz, damals der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

Aussagen liessen sich nicht verifizieren

Anders als die anderen betroffenen Korps – die Kantonspolizeien Thurgau und St. Gallen sowie die Stadtpolizei St. Gallen – entliess die Kantonspolizei Graubünden ihre Schützlinge nicht. Man habe den Vorfall intern sorgfältig geprüft, sagte der Sicherheitsdirektor Peter Peyer (SP) vor den Kantonsparlamentarierinnen und -parlamentariern.

Das Fazit: Die Anschuldigungen seien nicht verifizierbar gewesen, so Peyer. Es habe sich nicht eruieren lassen, ob und wer solche Äusserungen gemacht haben soll. Strafrechtlich habe sich nichts ableiten lassen. «Die Polizei kann nicht Aspiranten ausbilden und ihnen beibringen, fair, unparteiisch und basierend auf rechtlichen Prinzipien zu handeln, wenn gleichzeitig ihnen gegenüber das Gleiche nicht gelten soll,» betonte der SP-Politiker.

Ausbildung an anderer Polizeischule

Deshalb sei entschieden worden, die Polizeischüler weiterzubeschäftigen und ihnen an einer anderen Polizeischule die Weiterführung der Ausbildung zu ermöglichen.

Die SP-Grossrätin Xenia Bischof betonte: «Jeder einzelne Mensch muss sich absolut sicher fühlen, wenn er der Polizei gegenübersteht. Deren Arbeit muss absolut professionell sein. Dies muss immer wieder hinterfragt werden.»

Dem pflichtete Peyer bei: «Wir haben gesehen, dass wir hier noch mehr investieren können. Es bleibt eine Daueraufgabe, der wir uns annehmen müssen.» Im Nachgang zum Vorfall sei bei der Kantonspolizei ein Faktenblatt erstellt worden, welches das erwartete Verhalten von Polizisten auflistet. Überdies sei das Thema Teil von Weiterbildungen. (sda)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Proteste gegen Polizeigewalt in den USA
1 / 12
Proteste gegen Polizeigewalt in den USA
Proteste am Foley Square in New York.
quelle: x03476 / elizabeth shafiroff
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Polizei macht Party am Oktoberfest – zur «Deeskalation»
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
Du hast uns was zu sagen?
Hast du einen relevanten Input oder hast du einen Fehler entdeckt? Du kannst uns dein Anliegen gerne via Formular übermitteln.
42 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
montuno
09.12.2025 02:10registriert Februar 2020
Wenn Aspiranten in einem Beruf, welcher mit Nachschubproblemen kämpft, die Ausbildung verweigert wird, noch dazu bei der Polizei, welche bei fast jeder Entgleisung das Recht auf ihrer Seite hat, dann muss was schwerwiegendes vorgefallen sein.

Aber im Bündnerland darf auch ein Richter eines Verwaltungsgerichts sexuelle Handlungen an seiner Assistentin vornehmen, ihr und ihrem Freund drohen, und es passiert nichts. Er arbeitet weiterhin als Anwalt
468
Melden
Zum Kommentar
avatar
Pantoffelheld
08.12.2025 22:52registriert September 2025
Eines lernen die bündner Aspiranten nun ganz sicher: Ihr eigenes verwerfliches Handeln hat kaum bis keine Konsequenzen.
So schafft man Vertrauen in der Bevölkerung...
3917
Melden
Zum Kommentar
avatar
Neruda
08.12.2025 23:51registriert September 2016
"Wir haben gesehen, dass wir hier noch mehr investieren können."

Ja, ein Faltenblatt! 🤣🤣

Bei solchen Chefs vertraue ich den Bündnern in Zukunft auch nicht mehr. Und haben die nicht auch im Fall Quadroni, diesen illegal verhaftet?
254
Melden
Zum Kommentar
42
Fürs Vaterland: Boomer sollen länger arbeiten
Das Parlament hat beschlossen, bis 2029 mehr Geld in die Armee zu stecken. Der Wirtschafts-Thinktank Avenir Suisse hat einen Vorschlag, wie das finanziert werden soll.
Die Generation Babyboomer soll länger arbeiten müssen. Die Idee von Avenir Suisse, dem wirtschaftsnahen Thinktank, birgt Zündstoff.
Zur Story